Es ist die Zeit der Semesterferien – eine Zeit, in der es für viele Familien um wichtige Entscheidungen rund um Schule und Ausbildung geht. Welche Schule bereitet am besten für die Zukunft vor, wo erhält man die besten Chancen? Wie passt das in unser bisheriges Leben? Ist das alles aus zeitlichen, finanziellen, … Gesichtspunkten machbar? Bleibt genug Zeit für Familie, Erholung, Freunde? Oder ist doch eine andere Schule/Ausbildung die bessere Wahl?
Auch für Erwachsene ist der Jahresbeginn oft die Zeit der Mitarbeiter*innengespräche und damit Anlass, um über berufliche oder persönliche Veränderungen nachzudenken: Bleibe ich in meinem Job? Möchte ich ihn umgestalten?
Das Leben steckt voller Entscheidungen: Manche fallen leicht, andere fühlen sich an, als hätten sie das Gewicht der Welt. Oft haben wir das Gefühl, dass vor allem „große“ Entscheidungen für immer sind. Doch ist das wirklich so?
Wie viele Entscheidungen treffen wir eigentlich?
Studien zeigen, dass wir im Durchschnitt etwa 35.000 Entscheidungen pro Tag treffen! Viele davon sind winzig klein und unbewusst, wie welche Hand wir zum Zähneputzen benutzen. Andere wiederum treffen wir bewusst und sie variieren in ihrer scheinbaren Größe und Bedeutsamkeit.
Wichtig ist, dass Entscheidungen ein ganz natürlicher Bestandteil unseres Lebens sind.
Entscheidungen haben Konsequenzen – aber nicht für immer
Jede Entscheidung bringt Konsequenzen mit sich – jede hat ihren „Preis“. Wenn du dich für A entscheidest, dann ist das z.B. eine Entscheidung gegen B oder F.
Dennoch heißt das nicht, dass deine Entscheidung unumkehrbar oder in Stein gemeißelt ist. Sie ist kein „Urteil“ über deine Zukunft! Genauso, wie du einfach auch die andere Hand zum Zähneputzen nehmen kannst, ist eine Schul- oder Berufsentscheidung zu einem späteren Zeitpunkt anpassbar. Du kannst etwa auch später noch B oder F haben, vielleicht auf einem etwas anderen Weg.
Welche Richtung du auch einschlägst, du wirst neue Erfahrungen machen, dazulernen, vielleicht interessante Menschen treffen, Herausforderungen meistern dürfen. Kein Weg ist eine Sackgasse. Du kannst umkehren oder eine neue Abzweigung nehmen, wenn du merkst, dass der Weg nicht der richtige für dich ist.
Das Wichtigste ist, aus jeder Entscheidung etwas zu lernen – auch wenn oder gerade weil man sie später anpasst.
Mögliche Fragen, die bei einer Entscheidung helfen können:
- Welche Umgebung passt am besten zu mir? Wo habe ich die Möglichkeiten, die ich brauche, um mich wohlzufühlen und zu wachsen?
- Welche Tätigkeit/Ausbildung/Schulform entspricht meinen Stärken und Interessen?
- Was passt am besten zu meinen Bedürfnissen und Zielen?
- Welche Alternativen gibt es, wenn ich eine Veränderung anstrebe?
- Welche (kurz- und längerfristigen) Auswirkungen hat meine Entscheidung auf mich und meine Familie? Denke an finanzielle und zeitliche Gesichtspunkte, aber auch an Beziehungen, Tätigkeiten, Körper/Geist/Seele,…
- Bin ich bereit, „diesen Preis“ dafür zu bezahlen?
Der Blick aus der Zukunft
Zeitlicher Rahmen: 15-20 Minuten
Ihr braucht: Nichts – nur ein wenig Vorstellungskraft
Und so geht’s:
Setzt euch bequem hin, schließt die Augen und stellt euch vor, ihr macht eine Zeitreise.
Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Ihr schaut zurück auf die Entscheidung, die ihr damals getroffen habt (also jene, die ihr in der Gegenwart treffen wollt). Beantwortet für euch folgende Fragen:
- Wie fühlt es sich an, nachdem nun ein Jahr vergangen ist?
- Welche Erfahrungen habt ihr durch diese Entscheidung gemacht?
- Gab es Herausforderungen? Wie seid ihr damit umgegangen?
- Welche neuen Möglichkeiten haben sich durch diese Entscheidung ergeben?
Sprecht danach über eure Eindrücke – vielleicht helfen euch diese Gedanken dabei, eure Entscheidung leichter zu treffen.
Und wie kann’s weitergehen?
- Passt die Übung doch an und stellt euch vor, es wäre eine Woche, ein Monat, ein halbes Jahr,… vergangen.
- Blickt doch einmal zurück auf bisherige Entscheidungen. Welche großartigen Dinge habt ihr durch vermeintlich „falsche“ Entscheidungen gelernt/erfahren? Ihr werdet erstaunt sein, was es da alles zu entdecken gibt!
Entscheidungen sind Teil des Lebens, aber sie müssen nicht für immer sein. Sie sind Schritte auf dem Weg – nicht Endstationen.
Welche Entscheidungen stehen bei euch gerade an? Gibt es eine, die sich besonders schwer anfühlt? Vielleicht hilft euch die Vorstellung, dass sie nicht das letzte Wort über euer Leben spricht, sondern nur ein neues Kapitel öffnet.
„Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen wohin er führt.“ (Anatole France)
In diesem Sinne: Vertraut darauf, dass euer Weg euch wertvolle Erfahrungen bringt – unabhängig davon, wohin er euch letztendlich führt.
Ich wünsche euch Mut und Vertrauen in euren eigenen Weg!