Vielleicht habt ihr auch das Gefühl, dass die letzten Wochen wie im Flug vergangen sind. Jeder Tag eines neuen Schul-/Kindergartenjahres bringt neue Erlebnisse, Erfahrungen, Herausforderungen und Möglichkeiten.

Und wenn mehrere Menschen aufeinander treffen und Zeit miteinander verbringen – wie etwa in der Schule oder in der Arbeit – ist es manchmal leicht, sich von all den Dingen beeindrucken zu lassen, die andere Menschen haben oder tun oder können. Und dann sind wir recht schnell beim Vergleichen.

„Aber die darf viel länger aufbleiben!“ oder „Der kann das viel besser als ich!“ sind Sätze, die wir immer wieder hören oder selber denken/sagen.
Warum Vergleiche in mancherlei Hinsicht hilfreich und an anderer Stelle einschränkend sein können, das wollen wir uns heute genauer anschauen.

Der Blick auf Andere: Warum Vergleichen ganz menschlich ist

Unsere Vorfahren haben schon vor laaaanger Zeit in Gruppen gelebt. In diesen Gruppen war es fürs Überleben wichtig zu wissen, wer was gut konnte. Stell dir vor, ein Tiger bedrohte die Familie – dann war es wichtig, dass das stärkste Familienmitglied sich ihm entgegenstellte und nicht das schwächste. Dafür wusste dieses vielleicht besonders gut, wie man die Waffen für die Verteidigung am besten schärft.

Auch wenn das schon viele Jahrtausende her ist – daher kommt auch heute noch der Drang, uns mit anderen zu vergleichen. Und das ist bis zu einem gewissen Grad wirklich sinnvoll und wichtig, kann aber auch ganz schön nach hinten losgehen. Was meine ich damit?

  • Manchmal motiviert uns der Vergleich, besser zu werden.
    Wenn ein Freund ein Buch liest und du dich mit ihm vergleichst, könnte dich das motivieren, auch ein Buch zu lesen. Oder du bist wahnsinnig beeindruckt vom Weltrekord im Kirschkernweitspucken (der ist übrigens 22,52m) und nimmst dir diesen Menschen zum Vorbild, weil du darin auch so gut werden willst.
    Toll! Der Vergleich mit jemand anderem hat dich dazu motiviert, selbst besser zu werden und deine Fähigkeiten zu steigern!
  • Manchmal hindert uns der Vergleich aber auch daran, Dinge auf unsere Art zu tun und uns zu entfalten.
    Stell dir jetzt einmal vor, du bist gerade dabei Tennis spielen zu lernen. Aufgrund des Vergleichs mit anderen Spieler*innen würdest du immer mit der rechten Hand spielen, obwohl du es mit der linken vielleicht sogar besser könntest als die anderen. Aber der Ver-GLEICH hindert dich daran, es auszuprobieren und auf deine Art zu tun.

Wie aber können wir herausfinden, ob es in einem konkreten Fall darum geht, besser zu werden oder ob uns der Vergleich einschränkt? Ein guter Wegweiser kann eine einfache Frage sein: WOFÜR tust du es?

Nehmen wir nochmals das Beispiel von oben: „Alle dürfen viel länger aufbleiben als ich!“
Gleich vorweg – „alle“ stimmt in den seltensten Fällen. 😉
Hier könnte die Frage sein: Wofür ist es wichtig, dass du jetzt noch länger aufbleibst?
Gleichzeitig ist auch die Gegenfrage bedeutsam: Wofür ist es uns als Eltern wichtig, dass du früh schlafen gehst?

Wir sprechen hier über Werte – und jede Familie (und auch jede*r einzelne) hat ihre eigenen. Werte sind wie Leuchttürme, die uns dabei helfen, Entscheidungen zu treffen.
Die Entscheidung, früh schlafen zu gehen, mag vielleicht wichtig sein, weil deiner Familie Leistungsfähigkeit am nächsten Tag wichtig ist. Es kann aber genauso sein, dass der gesundheitliche Aspekt der wichtige Wert dahinter ist.

Mir ist das wichtig, weil…

Lernt euch gegenseitig und eure Werte in der kommenden Zeit etwas besser kennen. Hier die Übung dazu.

Zeitlicher Rahmen: immer mal zwischendurch (kann auch lange Gespräche auslösen)

Ihr braucht:

  • Eine konkrete Situation
  • Ein Gegenüber zum Fragen stellen und Nachhaken

Und so geht’s:

  • Stellt euch vor, ihr seid Detektive auf der Suche nach Vergleichen im Alltag. Immer, wenn ihr auf einen Vergleich stoßt, könnt ihr ein zuvor vereinbartes Wort sagen (z.B. Kirschkernweitspucken).
  • Wenn’s gerade passt, dann nehmt euch ein paar Minuten Zeit, um über den Vergleich zu plaudern.
    • Worum geht’s genau?
    • Wofür ist es wichtig, in dem Moment zu vergleichen? Ist der Vergleich Motivation oder Einschränkung?
    • Wenn der Vergleich motivierend ist: Viel Spaß beim Wachsen und Besser werden!
    • Wenn er jedoch eine Einschränkung ist: Wie kannst/willst du es denn auf deine Art und Weise tun? Viel Freude beim Entdecken!

WICHTIG:
Ihr braucht nicht jede Situation ins kleinste Detail zerlegen.
Und: Seid euch dessen bewusst, dass eine rationale Erklärung z.B. in Momenten des „Nicht-schlafen-gehen-wollens“ manchmal nicht so gut funktioniert. Wenn du aber weißt, wofür dir wichtig ist, dass dein Kind zeitig ins Bett geht, kommst du auch besser durch Unverständnis und mögliche Meinungsverschiedenheiten.

Und wie kann’s weitergehen?

  • Verknüpft die Übung mit gemeinsamen Aktivitäten. Zum Beispiel könntet ihr während eines Spaziergangs, beim gemeinsamen Kochen oder beim Basteln Vergleiche und Gedanken austauschen.
  • Erweitert die Übung, indem ihr euch darauf konzentriert, gemeinsame Werte als Familie zu identifizieren. Dies kann dazu beitragen, eine starke Grundlage für das Zusammenleben zu schaffen.
  • Schreibt eure Werte auf und legt eine Werte-Sammlung an.
  • Nutzt die Übung als Ausgangspunkt für Familienprojekte. Wenn ihr beispielsweise über den Wert „Motivation“ sprecht, könntet ihr gemeinsam Ziele setzen und euch gegenseitig unterstützen, um sie zu erreichen.

Denkt daran, dass Vergleichen Teil unserer Geschichte ist, aber unsere Einzigartigkeit uns besonders macht. Nutzt dieses Wissen, um euren eigenen Weg als Familie zu finden.

Viel Freude bei eurer Abenteuerreise voll bunter Leichtigkeit! 🌞

Kategorie(n):

WELFabrik, Martina Busch