Der Advent steht vor der Tür – die Zeit der Besinnung und Ruhe. Eigentlich. Denn ganz im Gegenteil zu diesem ursprünglichen Gedanken kommt mit dem 1. Adventsonntag oft ein hektischer Trubel auf aus Geschenkekauf, Weihnachtsfeiern und Vorbereitungen. Der Advent kann eine aufregende Zeit sein, aber auch stressig. Und dann spüren wir manchmal umso mehr das Bedürfnis nach einem Moment der Ruhe, des Friedens und der Gemeinschaft. Genau darum soll es heute gehen.

BeSINNung braucht Ruhe – und Ruhe braucht Zeit

In der heutigen schnelllebigen Welt ist es leicht, sich von der Hektik des Alltags mitreißen zu lassen. Hier noch schnell ein Geschenk gekauft, dort noch ein Besuch am Weihnachtsmarkt. Da ein Abend für die Firmenweihnachtsfeier eingeplant und dort ein vorweihnachtliches Musikschulkonzert. Alles wichtig, oder?

So schön und intensiv die Adventzeit sein kann, oft bleiben Ruhe und Besinnung auf der Strecke. Doch warum sollen wir uns überhaupt – und dann gerade in der Zeit vor Weihnachten, wo so viel zu tun ist – Zeit für Ruhe und Besinnung nehmen? Und was heißt das überhaupt?

Tja, wie auch bei ganz vielen anderen Dingen gibt es hier nicht die eine, allgemeingültige Antwort. Hier ein paar Gedanken dazu:

In der Natur hat im Jahreskreislauf alles seine Zeit. Im Frühling erwacht alles zum Leben – die Tage werden länger, die Natur beginnt zu blühen und zu wachsen. Der Sommer mit seinen vielen Sonnenstunden setzt Energie frei – alles, was im Frühling zart begann, wird jetzt groß und stark. Im Herbst ist die Zeit der Reife und der Ernte – Vorräte werden angelegt und bereits der neue Samen fürs nächste Jahr gesät. Der Spätherbst/Winter mit seinen kurzen Tagen und langen Nächten bringt dann die notwendige Ruhepause – die Vegetation zieht sich zurück, die Natur schaltet auf „Sparflamme“, um Energie fürs nächste Jahr zu sammeln.

Auch wir Menschen gingen einst mit diesem Rhythmus. Mit den Vorzügen der modernen Zeit – taghelles Licht, wann immer wir wollen, Mobilität,… – haben wir ihn allerdings ein bisschen verloren. Wir verlangen von uns das ganze Jahr über „volle Leistung“ und dann kann es schnell passieren, dass wir manchmal „ausgebrannt“ sind.

Deshalb möchte ich euch einladen, euch in der angehenden Adventszeit ein bisschen Ruhe zu gönnen.

Zeit für Stille, in der wir uns bewusst zurückziehen, ermöglicht es uns, unsere Gedanken zu ordnen und unsere eigenen Werte und Empfindungen zu erkennen. Sie gibt uns die Möglichkeit für BeSINNung – fürs Herausfinden, was für uns Sinn macht und was vielleicht an Sinn verloren hat.

An dieser Stelle eine kleine Vorwarnung: Es könnte der Gedanke aufkommen, dass du keine Zeit für Ruhe hast. Doch die Wahrheit ist, dass Zeit nicht übrig bleibt, wenn du sie dir nicht nimmst.

Dazu ein – wie ich finde – wahres Wort von Robert Musil: „Sie litten alle unter der Angst, keine Zeit für alles zu haben, und wussten nicht, dass Zeit haben nichts anderes heißt, als keine Zeit für alles zu haben.“

Unser Advent

Hier eine kleine Anregung bzw. Möglichkeit, wie ihr euch im Advent gemeinsam ein bisschen Zeit für BeSINNung nehmen könnt.

Zeitlicher Rahmen: ca. 30 Minuten (und dann soviel Zeit, wie ihr euch nehmen wollt)

Ihr braucht:

  • ein gemütliches Plätzchen zum Zusammensetzen – vielleicht mit einer Kerze
  • eure Erinnerungen
  • ggf. ein Blatt Papier und einen Stift zum Aufschreiben

Und so geht’s:

  • Liebe Eltern, versetzt euch bitte zurück in eure Kindheit. Was war euch damals in der Adventzeit wichtig? Woran habt ihr besonders gute Erinnerungen?
  • Erzählt euch gegenseitig und euren Kindern davon, wie das damals so war!
  • Überlegt nun gemeinsam, ob und wie ihr diese schönen Dinge aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen könnt und wollt. Was wünscht ihr euch vielleicht noch zusätzlich?
  • Geht in die Umsetzung und erlebt diese Aktivitäten gemeinsam.

WICHTIG:
Es geht nicht darum, euren Advent mit so vielen Dingen wie möglich vollzustopfen. Ganz im Gegenteil. Spürt in euch hinein, was euch in dieser besonderen Zeit wirklich wichtig ist und schenkt euch (gegenseitig) die Zeit dafür.

Und wie kann’s weitergehen?

  • Bastelt gemeinsam einen Adventkalender mit Dingen, die ihr in der Adventzeit gemeinsam tun wollt – Kekse backen, gemeinsam singen,…
  • Macht euch auf die Suche nach Bräuchen, wie sie damals waren und haucht ihnen wieder Leben ein – auf eure ganz eigene Art und Weise

Lasst uns die Adventzeit als Gelegenheit nutzen, zur Ruhe zurückzukehren und die wahren Schätze des Lebens (wieder) zu entdecken. Indem wir uns auf die Suche begeben nach dem, was uns wichtig ist, und das in unserer kleinen Gemeinschaft leben, können wir uns und unsere Familien auf eine bedeutungsvolle Reise führen, die weit über die Feiertage hinausgeht. Ganz gleich, wie ihr eure Adventzeit verbringt, erinnert euch daran, dass sie eine Zeit des Wachsens und Entfaltens ist. Genießt sie in vollen Zügen und schafft Erinnerungen, die ein Leben lang halten.

Ich wünsche euch einen beSINNlichen Start in die Adventzeit!

Kategorie(n):

WELFabrik, Martina Busch