Es ist März geworden und Ostern ist nicht mehr weit – wir sind mitten in der Fastenzeit. Ob man nun gläubig ist oder nicht, viele Menschen nehmen sie zum Anlass, um auf Dinge zu verzichten oder sie (zumindest zeitweilig) einzuschränken. Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen und mit euch über den großen Wert von Wenigem nachdenken.
Weniger ist oft mehr: Ein Blick auf die Magie des Minimalismus
Wir alle leben in einer Welt, die uns ständig dazu drängt, mehr zu haben: mehr Spielzeug, mehr Kleidung, ein größeres Haus, usw. usw. Aber ist all das wirklich notwendig?
Psychologen haben intensiv untersucht, warum wir oft das Gefühl haben, immer mehr haben zu müssen und welche Auswirkungen dies auf unsere mentale Gesundheit hat.
- Forschungen zeigen, dass Menschen dazu neigen, sich schnell an neue Besitztümer zu gewöhnen. Dies führt dazu, dass der anfängliche Glücksrausch des Erwerbs bald (innerhalb von 3 Monaten) verblasst, und wir uns erneut nach dem nächsten ‚Mehr‘ sehnen.
- Der soziale Vergleich und Statuswettbewerb beeinflussen unser Verlangen nach immer mehr, da wir uns oft mit dem Besitz anderer vergleichen.
- Das Belohnungssystem des Gehirns, insbesondere das Ausschütten von Dopamin, verstärkt den Drang nach mehr, wenn wir etwas Neues erwerben.
- Der ständige Drang nach Mehr hat nicht nur mentale Auswirkungen, sondern belastet auch die Umwelt durch die Produktion und Entsorgung von Waren.
Wie können wir dem entgegenwirken?
- Achtsamkeit und Reflektion: Bewusstes Innehalten und Reflektieren über unsere Bedürfnisse können helfen, den Drang nach mehr zu erkennen und zu kontrollieren.
- Fokus auf Erfahrungen statt Besitz: Die Suche nach Glück und Erfüllung in Erlebnissen anstelle von materiellen Gütern kann zu nachhaltiger Zufriedenheit führen.
- Gemeinschaft und soziale Verbindungen: Der Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen kann helfen, ein erfülltes Leben zu führen.
Das Minimalismus-Experiment
Ich möchte euch nun eine Übung vorstellen, welche die drei genannten „Gegenmaßnahmen“ miteinander verbindet – und auch noch viel Spaß macht. Ihr werdet erstaunt sein, wie viel Freiheit und Abenteuer in einem kleinen Rucksack stecken können.
Zeitlicher Rahmen: ca. 45 Minuten (beliebig erweiterbar)
Ihr braucht:
- Einen Rucksack für jedes Familienmitglied
- Die Bereitschaft, eure Komfortzone zu verlassen und Neues zu entdecken
Und so geht’s:
- Setzt euch gemeinsam hin und überlegt, was ihr UNBEDINGT braucht. Hier sind im ersten Schritt weniger ein Bett und die Grundversorgung gemeint, sondern eher Gegenstände, die bei euch daheim „herumliegen“ (egal ob sie wirklich „herumliegen“ oder gut verstaut und ordentlich einsortiert sind). Wie viele Kleidungsstücke, Pflegeartikel, Spielsachen,… brauchst du wirklich fürs tägliche Leben?
- Jetzt kommt der praktische Teil: Packt eure Rucksäcke mit den Dingen, die ihr für notwendig haltet! Ihr müsst euch entscheiden: Alles, was nicht in den Rucksack passt, muss da bleiben.
- Im nächsten Schritt geht es darum, gemeinsam mindestens 100 Meter mit euren Rucksäcken zurückzulegen – wer mehr eingepackt hat, muss mehr tragen.
- Vielleicht könnt ihr noch etwas zurücklassen und es euch in vielerlei Hinsicht leichter machen?
WICHTIG:
Wir alle sind einen gewissen Lebensstandard gewohnt. Ziel der Übung ist nicht, euch diesen abzusprechen oder ihn schlecht zu machen. Vielmehr möchte ich euch ins Bewusstsein rufen, wie einschränkend der Besitz von vielen materiellen Gütern eben auch sein kann. Und vielleicht dürfen nach dieser Übung ja tatsächlich die einen oder anderen Dinge aus eurem Zuhause gehen.
Und wie kann’s weitergehen?
Nach dieser Übung werdet ihr vielleicht feststellen, dass das Wenige, das ihr wirklich braucht, mehr als genug ist. Hier ein paar Ideen zum Weiterdenken und Ausprobieren:
- Legt „Minimalismus-Tage“ ein – Tage, an denen ihr wirklich nur das verwendet, was in euren Rucksäcken Platz hat.
- Was habt ihr in eurem Rucksack vermisst?
- Welche Dinge sind euch unterwegs aufgefallen, die ihr normalerweise überseht?
- Wie könnt ihr diese Erkenntnisse in euren Alltag integrieren?
- Sortiert Sachen aus, die ihr nicht mehr braucht und gebt sie her. Jemand anderer freut sich vielleicht darüber.
- Steigert die Herausforderung der Übung und reduziert die Anzahl eurer Rucksäcke für die Familie.
Erinnert euch daran, dass der Wert von Wenigem nicht nur Platz schafft, sondern auch Raum für Liebe, Kreativität und Abenteuer. Möge euer Lebensrucksack immer leicht und euer Herz immer voll sein.